Wir stehen mit unseren Koffern vor der Haustür und Jürgen kramt den Schlüssel raus. Es ist acht Uhr morgens, sonnig - aber kühl. Deutschland eben. Wir sind echt gespannt auf die Begrüßung unserer Haustiger.
Das ganze Gepäck in den Keller gewuchtet, jawohl, wir wohnen im Keller. Natürlich nicht wirklich, aber von vorne (also dem Eingangsbereich) geht es ein ganzes Stockwerk tiefer zu unserer Behausung. Nur ist das Haus an der Rückseite ein komplettes Stockwerk tiefer als vorn und wir haben einen kleinen Garten. So ca. 200 qm Wiese (Wildwuchs und Moos) und 80 qm Terrasse. Einen Wintergarten von ca. 16 qm, der grenzt direkt ans Wohnzimmer. Die Terrassentür vom Wohnzimmer hat eine Katzenklappe und normalerweise können die Katzen dort zu jeder Zeit raus und rein.
Da sie uns aber liebend gern kleine Geschenke mitbringen (auch noch lebend!) hatten wir ihnen für unseren Urlaub den Zugang verwehrt - sie mussten sich mit dem Wintergarten begnügen. Da stehen gemütliche Stühle (die ich mit dicken Handtüchern noch aufgepolstert habe) und auch das Futtersortiment steht dort zur Verfügung. Vom Wintergarten aus haben sie immer Zugang zum Garten und sind auch gern und viel unterwegs. An unser Grundstück schließt ein großes Gärtnereigelände an mit Treibhäusern und jede Menge optimale Schlupfwinkel und Jagdreviere. Bei den Mitarbeitern dieser Gärtnerei sind die Miezen sehr beliebt (werden auch noch mit Leckerlis verwöhnt), weil sie das Gelände Mäuse- und Karnickelfrei halten. So weit so gut.
Während unserer Abwesenheit haben sich zwei Freundinnen im Wechsel um die Versorgung gekümmert. Nun ist aber unsere rote Tigerkatze Kim eher zurückhaltend und scheu (nur bei Fremden, nicht bei uns) und das kleine schwarze Rabenaas Shamsy biedert sich geradezu jedem an und lässt sich gern verwöhnen.
Wir kommen also nun zuhause an, zunächst im Flur. Alle Koffer rein und ab zum Wohnzimmer. Beide Katzen liegen draußen auf den Gartenstühlen und schauen uns an.
Jürgen und ich raus und Kim stürzt von ihrem Stuhl und begrüßt uns maunzend und total schmusig. Shamsy rührt sich nicht, schaut nur auf. Und der Blick spricht Bände: "Ach nee, die gnädigen Herrschaften lassen sich auch mal wieder blicken. Glaubt ja nicht, dass mich das auch nur im geringsten interessiert - ich bin noch schwer sauer über euer unverzeihliches Verhalten."
Ich schwöre, genau das hat ihr Blick gesagt und gemuckst hat sie sich auch nicht. Aber ich habe sie einfach vom Stuhl gehoben und begrüßt. Und dann hat sie klein beigegeben. Aber noch zögerlich.
Als wir dann wieder rein gehen werden wir von Kim abwechselnd beschmust und überhaupt nicht mehr aus den Augen gelassen. Sie streicht uns pausenlos um die Beine und drückt ihr Köpfchen an alles, was sie erhaschen kann. Für Shamsy gibt es ein Bestechungsgeschenk: ein leckeres Futterstängchen, die liebt sie über alles. Und so langsam wird sie gnädiger.
Nachdem nun die Katzen ausgiebigst gekuschelt worden sind fange ich direkt mit dem Auspacken an, Jürgen wirft sich hinter den PC. Da ich kurz vor unserer Abreise noch gewaschen habe gibt es sehr wenig schmutzige Wäsche, ich packe also fast ausschließlich saubere Stapel in die Schränke. Der dritte Koffer ist angefüllt mit diversen "Mitbringseln", was genau verrate ich nicht, denn die Beschenkten lesen hier mit und es soll doch eine Überraschung sein. Meine persönlichen (albernen) Mitbringsel wie die Barbiepuppe, mein Plüschkamel und das Plüschmanatee, sowie die diversen Kleinigkeiten wie M+Ms, Mousepads, Kühlschrankmagnete und anderer Quatsch werden lustig im Wohnzimmer verteilt. Übrigens ist dieser Koffer wohl vom Zoll geöffnet worden (in USA), denn es liegt so ein Inspektionszettel drin. Fehlen tut aber nix. Der Beamte hat sich sicherlich über diesen Inhalt gewundert, lauter Kinderkram!
In der Wohnung gibt es derweil überall Sachenhaufen und es wird langsam unübersichtlich. Jürgen interessiert sich wenig dafür, er kümmert sich um die PCs. Synchronisiert die Outlook Ordner und überspielt die Daten von a nach b.
Plötzlich überkommt mich ein echter Müdigkeitsanfall - ich möchte nur noch schlafen. Aber sich um 11 Uhr vormittags ins Bett legen - ist das sinnvoll? Ist mir wurscht, ich kann nicht mehr. Hab alle Post geöffnet und die Mails gecheckt, alles ausgepackt (und verteilt), dazwischen unermüdlich die Katzen gestreichelt, die uns dauernd zwischen den Füßen rumwuseln - ich will nur noch schlafen. Alles andere muss jetzt warten...
Die Katzen dürfen ausnahmsweise mit ins Schlafzimmer und innerhalb von Minuten habe ich eine unter der Bettdecke links angekuschelt und die andere auf der Brust und mit der Rechten wird gekrault. Jürgen wird nicht so belagert, sind halt Mamakatzen. Ich schlafe ein...
Gegen drei nachmittags werde ich wach und fühle mich besser. Die Katzen haben sich aufgeteilt, eine bei mir und eine bei Jürgen. Er wird auch wach und wir beschließen wieder aufzustehen - die Sonne scheint und unser Garten ist zugewildert, da müsste man wirklich umgehend ran.
Warum nicht, mit Gartenarbeit kann man ja schön in die Alltagspflichten einsteigen. Ich greife mir ein Messer und mache mich über die frechen Unkrautgewächse zwischen den Terrassensteinplatten her, Jürgen schnappt sich den Rasentrimmer und legt schon mal unseren kleinen Goldfischteich wieder frei. Und dann den Bewuchs an der Steinkante zum Beet.
Dann holt er den Laubpuster/Sauger und saugt die Terrasse sauber. Ich mähe Rasen, bzw. Wiese, bzw. das was von dieser Wiese nach so wenig Regen noch übrig ist. Dieser Aktion fallen leider auch die netten Gänseblümchen zum Opfer, aber die sind in 2 Tagen wieder da. Meine Tulpen habe ich jetzt auch nicht blühen gesehen, vielleicht nächstes Jahr? Und die ersten Röschen sind schon auf - es ist hier definitiv wohl auch sehr schön warm gewesen in den letzten 4 Wochen.
Nach der Gartenaktion bin ich schon wieder ziemlich erschöpft, aber dann gibt es ein kurzes Problem mit einer Kollegin im Tanzstudio, bzw. einem abhanden gekommenen Schlüssel. Das lässt sich aber Gott sei Dank klären und regeln.
Ich beschließe doch noch zum Yoga zu gehen (mittwochs immer bei einem Amerikaner, auch in englisch) ich möchte doch nach 4 Wochen Faulenzerei schleunigst wieder in den Aktivmodus kommen. Die 4 Yogastunden in Cape Coral waren eher harmlos, hier im Yogastudio um die Ecke wird sehr schweißtreibend geübt. Also schiebe ich los. Meinen Spark (auch von Chevrolet, wenigstens etwas) aus der Garage und das erst Mal volle Elle das Getriebe begrüßt - klar, ist ein Schaltwagen und wenn man beim Starten den Gang drin hat und nicht die Kupplung tritt - Kupplung - ach ja, da war doch was! Wo ist der Rückwärtsgang? Boah ist der Wagen übersichtlich...
Auf der Straße ist es dann schnell wieder ein normales Fahrgefühl, aber der Sebring ist schon ein feines Auto.
Yoga ist schön, aber echt anstrengend. Auf dem Rückweg noch mal das Getriebe interviewt, jetzt muss es aber auch gut sein.
Einkaufen ging ja nicht heute, der Kühlschrank ist noch urlaubsleer, also wird die Frittenbude überfallen. Abnehmen werde ich dann ab morgen. Mit meiner Beute nach hause, Jürgen ist faul (hier stand gerade "voll" statt faul - auch schön) und gammelt mit der Katzenbrut im Schlafzimmer ab. Na gut, dann werden eben die Grillhähnchen brüderlich mit den Miezen geteilt. Die weichen uns immer noch nicht von der Pelle und Jürgen erzählt, dass Shamsy bitterlich an der Tür gemaunzt hat, als ich zum Yoga gefahren bin. Nun bin ich ja wieder da und wir bleiben ja jetzt auch. Dass die Katzenklappe wieder funktioniert wird auch mit Unglauben zur Kenntnis genommen und mehrmals ausprobiert. Mir tut das ja echt leid, aber die beiden mit in die USA zu nehmen macht doch auch keinen Sinn! Jetzt sind wir ja für's erste wieder daheim.
Nach dem Hähnchen bin ich schlagartig schon wieder hundemüde, Zähne putzen und ab in die Falle - mit überall schnurrenden und pfotentretenden Katzen.